Читать книгу Scriptor Praxis: Klassenarbeiten im Fach Mathematik gestalten - Matthias Römer - Страница 19

Schriftliche Leistungserfassung hat ökonomische Vorteile, ob sie auch immer Vorteile in Bezug auf die Objektivität hat, darf in aller Allgemeinheit bezweifelt werden. Schriftliche Leistungserfassung als solche ist per se weder gut noch schlecht, sondern birgt Chancen und Risiken. Nichts ist weniger objektiv als eine schlecht konzipierte Klassenarbeit. Deshalb sollte immer der Qualitätsaspekt und nicht die Erfassungsart im Vordergrund stehen.

Ein Vorteil schriftlicher Leistungserfassungen liegt sicher in der Möglichkeit einer einheitlich und (scheinbar) gerechten Bewertung, in der störende Nebeneffekte eine geringere Rolle spielen als in anderen Möglichkeiten der Leistungserfassung. Schriftliche Leistungserfassung macht die Leistungen der Prüflinge untereinander einfacher vergleichbar. Alle Schülerinnen und Schüler bearbeiten zur gleichen Zeit die gleichen Aufgaben. Hinderliche Einflüsse sind also in den meisten Fällen für alle Beteiligten gleich bzw. ähnlich. Dieser Vorteil ist freilich in hohem Maße von der Qualität der Erfassung und der Bewertung abhängig und kann nicht einfach als grundlegende Voraussetzung angenommen werden.

Eine schriftliche Prüfung ist bleibend. Sie kann archiviert werden, Korrektur und Benotung sind durch Externe auch lange Zeit später nachzuvollziehen bzw. zu überprüfen.

Ein fachliches Argument ist, dass viele mathematische Kompetenzen schriftlich skizziert werden können bzw. müssen. Viele (heuristische) Hilfsmittel, wie Skizzen oder Tabellen, Strukturierungshilfen, wie Baumdiagramme oder strukturiertes Aufschreiben (Gleichheitszeichen unter Gleichheitszeichen) sowie mathematische Symbole sind mündlich nicht oder nur schwierig zu erbringen, müssen also schriftlich dargelegt werden.

Darüber hinaus existieren originär schriftliche Tätigkeiten, wie z. B. das schriftliche Rechnen.

Es gibt also eine Reihe guter Argumente für schriftliche Leistungserfassungen, die schnell deutlich werden lassen, dass darauf nicht verzichtet werden kann. Dies heißt nun aber keinesfalls, dass die schriftliche Leistungserfassung als einzige Möglichkeit vorherrschen muss, denn sie verfügt auch über eine Reihe von Nachteilen.