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Pan­ther und Eu­len

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Zeit für uns, das Land der Eu­le­nel­fen zu ver­las­sen, dach­te Maia weh­mü­tig. Ate­n­as Be­richt sprach da­für, dass ihr Sohn Lea­than sich be­reits wie­der in der Fel­sen­burg auf­hielt.

Die­ses Tal mit den Eu­len zwi­schen rie­si­gen Ge­birgs­zü­gen war so­gar Lea­than bis­her ent­gan­gen. Durch Mai­as Zau­ber ge­schützt, blieb es un­ent­deckt. Die­ses Zau­ber­land, be­wohnt von Eu­le­nel­fen und den ge­wal­ti­gen Ne­bel­pan­thern, al­le­samt Ge­stalt­wechs­ler, war bunt und schön. Ei­nes Ta­ges, hoff­te Maia, von hier aus die Lea­thans Schat­ten­welt ein we­nig hel­ler ma­chen zu kön­nen. Hier leb­ten Quell­geis­ter, sie wa­ren stark, aber noch nicht stark ge­nug. Es gab Feen und El­fen.

Sie alle hü­te­ten ein Ge­heim­nis.

Es gab et­was, das so mäch­tig war wie das Zei­chen der Macht, das wun­der­schö­ne, aus zwei Tei­len be­ste­hen­de Me­dail­lon, das Ma­ga­lie und Le­an­der in­zwi­schen tru­gen. Von die­sem Ge­heim­nis wuss­ten nur ihre Schwes­ter Cy­bill, die alte Herr­sche­rin und na­tür­lich Na­than.

»Ate­na, ich über­las­se dir und dei­nen Schwes­tern un­ser Tal. Ri­chard braucht Na­than und mich.«

Sie seufz­te. »Lea­than wird sich fra­gen, wo wir sind.«

Na­than leg­te sei­nen Arm um Mai­as Schul­tern.

»Es ist nicht nö­tig, dass er Nach­for­schun­gen dar­über an­stellt, wo wir uns auf­hal­ten.«

»Wo ist Nu­bes? Ich möch­te ihn se­hen, be­vor ich auf­bre­che.«

»Du hast mich ge­ru­fen?«

Vor Maia tauch­te ein sah­ne­wei­ßer Pan­ther auf.

Ohne Vor­war­nung voll­zog sich sei­ne Ver­wand­lung. Jetzt stand da ein Mann von ver­blüf­fen­dem Aus­se­hen. Er ver­beug­te sich vor Maia und Na­than. Schloh­wei­ßes Haar stand wie eine Mäh­ne wild von sei­nem Kopf ab. Die Nase war breit und flach. Wie zwei glü­hen­de Koh­le­stü­cke fla­cker­ten die Au­gen rot. Ate­na um­arm­te Nu­bes.

»Mach dir kei­ne Sor­gen, wir wer­den un­ser schö­nes Tal hü­ten.«

Sie wa­ren vor dem Ver­samm­lungs­saal an­ge­kom­men, ei­nem Raum von im­men­ser Aus­deh­nung.

Die Mau­ern schim­mer­ten weiß un­ter lan­gen grü­nen Ran­ken, hin­ter de­nen leuch­ten­de run­de Ko­boldau­gen her­vor­blitz­ten. Die zwer­gen­haf­ten Kerl­chen be­sa­ßen Kral­len und ta­ten kei­ner Flie­ge et­was zu­lei­de. Die spit­zen Zäh­ne be­nutz­ten sie nor­ma­le­r­wei­se nur, um Grün­zeug zu fres­sen. Aber wenn ihre Welt und de­ren Be­woh­ner in Ge­fahr ge­ri­e­ten, nutz­ten sie Kral­len und Zäh­ne äu­ßerst ef­fek­tiv. Dann wur­den sie zu un­er­bitt­li­chen mes­ser­scha­r­fen Werk­zeu­gen.

Hun­der­te ver­schie­den hohe Ste­in­säu­len, ver­ziert mit kost­ba­ren Mo­sa­i­ken, wuch­sen aus dem Bo­den des Rau­mes. Sa­phi­re und Sma­rag­de bil­de­ten leuch­tend blau­grü­ne Mus­ter.

Die Kup­pel hoch oben, die die­ses Meer aus grü­nen und blau­en Tö­nen spie­gel­te, glänz­te gol­den.

Dies war der ein­zi­ge so pracht­voll aus­ge­stat­te­te Saal. Alle an­de­ren Räu­me die­ses ehe­ma­li­gen Herr­scher­sit­zes ka­men ohne jeg­li­chen Prunk aus. Es gab al­les, was zur Be­quem­lich­keit bei­trug, aber kei­nen über­trie­be­nen Lu­xus. Die­ser Fest­saal je­doch war über­wäl­ti­gend. Auf den Säu­len war­te­ten die Eu­len auf Maia, um sich zu ver­ab­schie­den und ihre letz­ten An­wei­sun­gen ent­ge­gen­zu­neh­men, wäh­rend Nu­bes vor der Tür mit Na­than sprach.

Der Pan­ther­mann warn­te ihn: »Ich habe Lea­thans El­fen ge­se­hen. Ihr An­füh­rer ist ein Wa­den­bei­ßer, der nicht los­lässt, wenn er ein­mal eine Fähr­te auf­ge­nom­men hat. Im­mer wie­der lässt er die­ses Ge­biet hier über­wa­chen.«

»Kas­tor«, sag­te Na­than. »Er ist mit Lea­than zu­rück­ge­kehrt. Ein Mann, der eine De­mü­ti­gung auch nach Jah­ren nicht ver­gisst. Er ist ge­fähr­lich, ich weiß.«

We­nig spä­ter rit­ten Na­than und Maia in einen stau­bi­gen Tag. Maia auf ih­rer ge­scheck­ten sanf­ten Stu­te, Na­than auf sei­nem ge­wal­ti­gen Hengst.

Sie rit­ten schwei­gend. Maia war in Ge­dan­ken ver­sun­ken. Sie ver­miss­te jetzt schon ihr schö­nes Tal.

Na­than nahm eine Be­we­gung auf dem Fel­sen über ihm war. Er ver­zog den Mund. Wenn die­se Ker­le glaub­ten, un­sicht­bar zu sein, hat­ten sie sich ge­irrt. Na­than be­ob­ach­te­te die Um­ge­bung un­ter halb ge­schlos­se­nen Li­dern. Kein Laut ent­ging ihm. Stei­ne, Flech­ten, Bäu­me und Moo­se spra­chen von den We­sen, die vor kur­z­em hier vor­bei­ge­kom­men wa­ren.

Kas­tor biss sich auf die Lip­pen. Wo ka­men die bei­den her? Auch nach der lan­gen Zeit auf den Le­ben­den Stei­nen trieb ihn die Fra­ge um, ob er sich da­mals ge­irrt hat­te oder ob hier et­was war, das er wis­sen soll­te. Er hat­te einen ei­ser­nen Zaun ge­se­hen, den er spä­ter nicht mehr wie­der­fin­den konn­te.

Da­mals war ihm Os­kar prak­tisch vors Pferd ge­fal­len. Die Ge­le­gen­heit, ihn zu ent­füh­ren, hat­te Kas­tor so­fort er­grif­fen. Er wuss­te, dass der Glit­ter zu Ma­ga­lie ge­hör­te. Aber Os­kar war ent­kom­men. Er ver­däch­tig­te Maia, nicht zu Un­recht, ihm bei der Flucht ge­hol­fen zu ha­ben.

Kas­tor trau­te Maia nicht. Die Mut­ter Lea­thans ging ihre ei­ge­nen Wege, so viel war si­cher. Was hat­te sie hier zu su­chen? Wel­ches Ge­heim­nis ver­barg sie?

Er­schreckt riss er den Kopf hoch, als er Na­thans Stim­me ver­nahm. Lea­thans Haus­hof­meis­ter und Stell­ver­tre­ter stand plötz­lich vor ihm. Ein rie­si­ger Elf, den er hass­te. Na­than konn­te sich Lea­than ge­gen­über Din­ge her­aus­neh­men wie kei­ner sonst. Er ver­fluch­te in­ner­lich die Ge­räusch­lo­sig­keit, mit der Na­than zu er­schei­nen ver­stand.

»Was, was …?«

»Über­rascht mich zu se­hen?« Na­than lä­chel­te mil­de auf Kas­tor her­ab. »Ihr seid also wie­der da. Ruf dei­ne Ka­me­ra­den zu­sam­men. Du kannst dei­nem Fürs­ten aus­rich­ten, dass wir auf dem Weg zu ihm sind.«

»Was tust du hier?«

»Ich glau­be nicht, dass dich das et­was an­geht, Kas­tor.«

»Ent­schul­di­ge.« Kas­tor gab den Un­ter­wür­fi­gen.

Na­than war sein di­rek­ter Vor­ge­setz­ter. Nur Lea­than oder Ri­chard stan­den über die­sem mäch­ti­gen Elf.

»Wir soll­ten ge­mein­sam rei­ten. Die Ge­gend ist ge­fähr­lich.«

Kas­tor sah ihn lau­ernd an in der ver­geb­li­chen Hoff­nung, dass Na­than sich ver­ri­et.

Der Ein­zi­ge, der hier ge­fähr­lich ist, bist du, dach­te Na­than. Er ver­schloss sei­ne Ge­dan­ken, ver­bot sich an das Land der Eu­le­nel­fen zu den­ken.

»Wir brau­chen kei­ne Be­glei­tung. Geh jetzt, und tu, was ich dir be­foh­len habe.« Na­thans Hengst setz­te sich in Be­we­gung und trug sei­nen Herrn an Mai­as Sei­te. Er spür­te den Hass und die Ei­fer­sucht in sei­nem Rü­cken. Kas­tor war ein über­zeug­ter An­hän­ger Lea­thans, für ihn wür­de er al­les tun.

Und al­les ge­gen mich, dach­te er.

»Na, was will er? Soll­te er nicht bei Lea­than sein?« Maia sah Na­than von der Sei­te an.

»Du hast ihn also auch be­merkt?« Er grins­te, Maia ent­ging nichts, auch wenn sie so tat als ob.

»Er will wis­sen, was du vor ihm ver­birgst, und wei­ter will er mei­nen Pos­ten.«

»Dar­auf wird er bis zum Ende al­ler Tage war­ten müs­sen«, sag­te Maia kühl.

Das lei­ser wer­den­de Klap­pern der Hufe auf dem Fels sag­te ih­nen, dass Kas­tor Na­thans Be­fehl be­folg­te.

Faith und Leathan

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