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Ate­na

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Wie aufs Stich­wort er­schien in der Öff­nung des Licht­schachts eine wei­ße Eule. Sie trip­pel­te seit­wärts, hüpf­te auf den Bo­den und schüt­tel­te sich.

»Sehr un­kom­for­ta­bel, die­ser Ein­stieg.« Mit run­den Au­gen fi­xier­te sie die bei­den Män­ner.

»Gu­ten Abend, Ate­na. Es gibt hier auch so et­was wie Tü­ren.« Ri­chard grins­te.

Die Ver­wand­lung dau­er­te kaum eine Se­kun­de. Jetzt stand sie in ih­rer wah­ren Ge­stalt vor ih­nen. Wie im­mer wirk­te sie leicht zer­zaust. Wir­res hel­les Haar, leicht ge­bo­ge­ne Nase. Ihr Ge­wand war zer­knit­tert. Klu­ger Blick aus son­nen­gel­ben Au­gen. »Gu­ten Abend, Ri­chard.« Sie nick­te Ju­li­an zu. »Maia schickt mich, sie spürt Ver­än­de­run­gen.« Wie im­mer kam sie gleich zum Punkt, ohne sich mit län­ge­ren Vor­re­den auf­zu­hal­ten. »Sie glaubt, Lea­than kommt zu­rück.«

Die Oh­ren der Ko­bol­de vor der Tür be­weg­ten sich hek­tisch. Hier war man im­mer in Ge­fahr, be­lauscht zu wer­den. Ri­chard stand auf und schloss die Tür.

Die ho­hen Wohn­tür­me wa­ren nach wie vor be­völ­kert von al­len We­sen der Schat­ten­welt, die sei­nem Va­ter ge­dient hat­ten. Es brumm­te wie in ei­nem Bie­nen­stock.

Fa­ckel­tra­gen­de, un­ge­schlach­te Trol­le eil­ten durch lan­ge, nacht­schwa­r­ze Flu­re. Sie sorg­ten da­für, dass die Krea­tu­ren, die nicht, wie die Dun­kel­al­ben, mit Kat­ze­n­au­gen ge­bo­ren wor­den wa­ren, ih­ren Weg durch die­se Düs­ter­nis fan­den.

Es gab Zwer­ge und Ko­bol­de.

Es wa­ren nicht die Zwer­ge der Lich­ten Welt, die un­ter der Erde nach leuch­ten­den Edel­stei­nen gru­ben. Hier wa­ren sie Die­ner der He­xen und Feen, wie auch die Ko­bol­de und Trol­le. Mit ih­ren spit­zen be­haar­ten Oh­ren, den run­den wim­pern­lo­sen Au­gen und den stark aus­ge­präg­ten O-Bei­nen, die in pel­zi­gen Fü­ßen mit Kral­len en­de­ten, sa­hen die Ko­bol­de aus wie selt­sa­me Tie­re.

Ri­chard hat­te nicht ein­mal die He­xen, die der schwa­r­zen Ma­gie mäch­tig wa­ren, hin­aus­ge­wor­fen.

»Be­hal­te sie in der Fel­sen­burg«, hat­te Maia ihm ge­ra­ten, »dann hast du sie im Blick. Du kannst sie len­ken und kon­trol­lie­ren.« Sei­ne Groß­mut­ter war ein klu­ges Weib.

Als er die Herr­schaft über­nahm, bat er die schwa­r­ze Eter­ni­ta, Si­be­ri­as Nach­fol­ge­rin, zu sich. »Du und dei­ne Schwes­tern kön­nen blei­ben. In Zu­kunft wird eure Auf­ga­be sein, Kran­ke zu hei­len und ver­letz­te El­fen zu ver­sor­gen.«

»Das war im­mer un­se­re Auf­ga­be.«

»Rich­tig, aber jetzt wer­det ihr auch den Kran­ken au­ßer­halb der Fel­sen­burg hel­fen.«

Fra­gend hob die Hexe die Brau­en. »Al­len?«

»Al­len, die Hil­fe brau­chen. Das schließt auch die Ar­men der Un­ter­stadt ein.«

Eter­ni­ta hat­te ihn lan­ge an­ge­se­hen und dann zu­rück­hal­tend ge­nickt.

Ri­chard ver­schloss sei­ne Ge­dan­ken vor der Hexe. Er dach­te: Je mehr sie zu tun hät­te, des­to we­ni­ger Zeit blie­be ihr für ihre schwa­r­ze Ma­gie.

Ate­na riss ihn aus sei­nen Ge­dan­ken. »Ri­chard?«

Ihr Plan war, die Le­ben­den Stei­ne auf­zu­su­chen. Nur Ri­chard, Ju­li­an und sie, Ate­na, mit ein paar El­fen. »Ich ken­ne mich aus, war schon ein­mal da und kann euch auf Ge­fah­ren aus der Luft schnell auf­merk­sam ma­chen.«

Sie dach­te an die Tot­ge­weih­ten, die in ih­ren pa­pier­dün­nen Häu­ten den Le­ben­den nach­stell­ten, um ih­ren Atem zu trin­ken, ih­nen die See­len zu steh­len. An die gräss­li­chen Moor­wei­ber, de­ren Lock­ru­fen nur die Stärks­ten wi­der­ste­hen konn­ten. Die Sümp­fe und Moo­re wa­ren für die Rei­ter eine zu­sätz­li­che Ge­fahr. Ein Fehl­tritt, und sie ver­san­ken in schmat­zen­dem Mo­rast. Das Moor hol­te sich sei­ne Op­fer und ließ sie nie wie­der los. Un­wi­der­steh­lich sog der Sumpf und schloss sich er­bar­mungs­los über ih­nen. Schwa­r­ze Ma­den in schwa­r­zem Was­ser.

Ri­chard dach­te nach. Nichts zog ihn zu­rück in die­se un­wirt­li­che Ge­gend. Dort hat­te er eine sei­ner schlimms­ten Er­fah­run­gen ge­macht. Ihn schau­der­te, wenn er an die Schmer­zen dach­te, die sein Va­ter ihm am Ende des Mas­ken­fes­tes zu­ge­fügt hat­te.

Da­mals hat­te Ma­ga­lie ihn ge­ret­tet und Lea­than mit Si­be­ria und sei­nen krie­ge­ri­schen El­fen zu Stein­to­ten wer­den las­sen.

Und nun schien es, als ob … Er moch­te nicht dar­an den­ken, dass Lea­than sei­ne Schre­ckens­herr­schaft wie­der an­tre­ten und Ra­che an all je­nen üben wür­de, die mit sei­ner mehr als sie­ben Jah­re an­dau­ern­den Ver­ban­nung zu tun hat­ten.

Faith und Leathan

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