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Ein Mau­so­le­um

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An­na­bel­le er­schien in ih­rer sil­ber­nen Wol­ke in der dunk­len Welt Lea­thans.

Sie eil­te durch die dämm­ri­gen Flu­re. Die Wän­de schim­mer­ten im Licht der Fa­ckeln. Ein Mau­so­le­um, dach­te sie. Welch ein Un­ter­schied zu ih­rem Reich. Zwei Wa­chen stan­den vor der Tür ih­res Bru­ders. Gro­ße kräf­ti­ge Ker­le, die ihre Spee­re kreuz­ten. »Lea­than will nicht ge­stört wer­den …«

»Geht mir aus dem Weg!« An­na­bel­les Ame­thyst-Blick. Hart wie der Edel­stein. Er­schro­cken ris­sen die zwei die Flü­gel­tü­ren auf.

»Him­mel, wie sieht es hier aus?« Lea­than muss­te ge­tobt ha­ben.

Sie schüt­tel­te an­ge­wi­dert den Kopf. Ihre Na­sen­flü­gel beb­ten, als sie den scha­r­fen Ge­ruch von bit­te­rem Bier ein­sog, der sich mit dem süß­li­che­ren Duft der Feens­ter­ne ver­wob. Ekel­haft. Das Weib auf dem Di­wan be­ach­te­te sie nicht.

»Was willst du hier?« Lea­than rich­te­te sich müh­sam auf. Sei­ne Stim­me klang un­si­cher.

An­na­bel­le hat­te ih­ren Bru­der nie ver­stan­den. Er war ein Zer­stö­rer, lieb­te das Cha­os, er­kann­te Schön­heit nicht. Sie lieb­te Schön­heit ge­ra­de­zu ob­ses­siv. Nur der Hun­ger nach Macht und Be­sitz ver­band sie mit ih­rem Zwil­lings­bru­der.

Auch sie ging über Lei­chen, um zu be­kom­men, was sie woll­te.

An­na­bel­le be­saß, wie er, ir­ri­tie­rend vi­o­let­te Au­gen. Sil­bern glän­zen­des Haar um­floss lang und glatt ihr be­tö­rend schö­nes Ge­sicht, mit ei­nem Mund, der hin­rei­ßend lä­cheln konn­te, wenn er woll­te.

Jetzt lä­chel­te die­ser Mund nicht.

Sie be­saß die Ge­duld ei­ner Spin­ne im Netz. An­na­bel­le konn­te war­ten und war so in­tri­gant wie schlau. Schlau­er als er, der nicht über sei­nen Macht­hun­ger hin­aus­schau­en konn­te. Ihre Gier nach dem zau­ber­haft schö­nen Schmuck­s­tück, das Ma­ga­lie ge­hör­te, war krank­haft. Sie wünsch­te sich nichts mehr als die­ses ge­heim­nis­vol­le Klein­od, das Ma­ga­lie gleich­zei­tig mehr Macht schenk­te als je­dem an­de­ren Be­woh­ner der hel­len und der dunk­len Welt.

Jetzt, dach­te sie, habe ich lan­ge ge­nug ge­war­tet. Du bist reif, Bru­der, für mei­ne Plä­ne.

Er muss­te sei­ne Macht zu­rück­ge­win­nen, sie wür­de ihm ihre Hil­fe an­bie­ten und ihm er­klä­ren, was sie sich über­legt hat­te.

»Bist du aus­rei­chend nüch­tern, um mir zu­zu­hö­ren?«

»Sprich.«

An­na­bel­le ver­zog den Mund und un­ter­brei­te­te ih­rem Bru­der ih­ren Plan.

Lea­than be­trach­tet die Möh­re, die sie ihm vor die Nase hielt und be­schloss, dass er Ap­pe­tit dar­auf hat­te. Aber er blieb miss­trau­isch, sei­ne Schwes­ter tat nichts, ohne ih­ren ei­ge­nen Vor­teil im Auge zu be­hal­ten. Sie war kei­ne Sa­ma­ri­te­rin. Und er wuss­te aus bit­te­rer Er­fah­rung, dass sie ver­su­chen wür­de, ihn übers Ohr zu hau­en.

Sie sag­te: »Ich will dei­ne Ant­wort bald. Komm zu mir, wenn du wie­der nüch­tern bist.«

Sie warf noch einen Blick auf den Di­wan, auf dem Aglaia, die Hure ih­res Bru­ders lag. Hübsch war sie, nein, sie war schön. An­na­bel­le frag­te sich, ob Aglaia sie über­haupt wahr­nahm. Sie schien ver­sun­ken in den An­blick von et­was, das sich den Au­gen al­ler an­de­ren ent­zog. We­nigs­tens für die Schön­heit von Frau­en hat­te ihr Bru­der ein Auge. Das Kind an Aglai­as Sei­te be­ach­te­te sie nicht.

Ein sil­ber­ner Wir­bel und An­na­bel­le war ver­schwun­den. Trä­ge er­hob sich Aglaia. »Trau ihr nicht.«

Da­mit ver­ließ auch sie den Raum. Sein vi­o­let­ter Blick fiel auf das Mäd­chen ne­ben ihr. Aglaia hat­te ihm nur eine Toch­ter ge­bo­ren. Ver­dammt soll­te sie sein.

Faith und Leathan

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